Dank minimalinvasiver „Schlüsselloch-Chirurgie“ schnell von dem Eingriff erholt
Wenn Gallensteine Beschwerden verursachen, lautet heute meist die Empfehlung: Cholezystektomie. Das bedeutet, die kleinen Plagegeister werden mitsamt der Gallenblase entfernt. Dank minimalinvasiver „Schlüsselloch-Chirurgie“ erholen sich die Patientinnen und Patienten in der Regel schnell von dem Eingriff.
Ohne Gallenflüssigkeit könnten wir fetthaltige Nahrung nur schwer verdauen. „Nichtsdestotrotz kann man sehr gut ohne Gallenblase leben“, sagt Prof. Dr. Marty Zdichavsky. Die Chefärztin der Chirurgie erklärt, warum das circa zehn Zentimeter große, birnenförmige Hohlorgan entbehrlich ist: „Gallensekret wird nicht in der Gallenblase, sondern in der Leber produziert – und das kontinuierlich. Von der Leber wandert das Sekret in den Darm. Die Gallenblase, die direkt unterhalb der Leber sitzt, dient lediglich als Zwischenspeicher.“
Gallenflüssigkeit besteht aus Wasser, Mineralstoffen, Cholesterin, Bilirubin (einem Abbauprodukt der roten Blutkörperchen) und weiteren Stoffen. Verklumpen diese Bestandteile, lagern sich in der Gallenblase sogenannte Gallensteine ab. Nicht immer sind diese behandlungsbedürftig, dreiviertel der Gallensteinträger bemerken die kleinen, kristallartigen Ablagerungen zeitlebens nicht.
Nur wenn die Steine Probleme bereiten und heftige Schmerzen und Koliken auslösen, besteht Handlungsbedarf. Akut bringen Schmerzmittel, krampflösende Medikamente oder warme Wickel Linderung. Die qualvollen Attacken treten jedoch meist wiederholt auf. Ein Rückstau von Gallenflüssigkeit kann zudem schwere Komplikationen wie eine Bauchspeicheldrüsenentzündung auslösen. Langfristig steigt das Risiko, an Gallenblasenkrebs zu erkranken.
Wenn Gallensteine Beschwerden verursachen, sollten sie daher operativ entfernt werden. „Früher hat man die Steine zertrümmert oder einzeln aus der Gallenblase herausgeholt. Dabei können jedoch Komplikationen auftreten. Außerdem wird die Ursache des Problems nicht behoben. Nach der OP können sich neue Steine ablagern. Sicherer ist es, die komplette Gallenblase samt Steinen zu entfernen“, erklärt Prof. Dr. Zdichavsky das heute gängige Verfahren.
Für medizinische Laien mag dies zunächst nach einem sehr großen Eingriff klingen, doch Prof. Dr. Zdichavsky beruhigt: Die Zeiten, in denen man den Bauch weiträumig öffnen musste, um an die Gallenblase zu gelangen, sind vorbei. Heute erfolgt der Eingriff in der Regel minimalinvasiv: Die Chirurginnen und Chirurgen setzen drei bis vier kleine Hautschnitte und operieren mithilfe eines sogenannten Laparoskops, eines stabförmigen Instruments, das mit einer Videokamera ausgerüstet ist. „Durch die kleineren Schnitte kommt es zu deutlich weniger Wundinfektionen, die Patientinnen und Patienten benötigen nach der OP weniger Schmerzmittel und die Erholungszeit ist viel kürzer“, fasst Prof. Dr. Zdichavsky die Vorteile der minimalinvasiven Chirurgie zusammen.
„Die heutigen Narkosemittel sind jedoch gut verträglich und werden genau nach Bedarf dosiert.“
Dr. Marty Zdichavsky
„Bevor wir eine OP ansetzen, klären wir genau ab: Werden die Beschwerden tatsächlich durch Gallensteine ausgelöst oder steckt etwas anderes dahinter, wie zum Beispiel ein Magengeschwür?“, so Prof. Dr. Zdichavsky. „Da wir im Zentrum verschiedenste Spezialisten und eine breite Palette an modernster Medizintechnik haben, können die Patientinnen und Patienten für die Diagnostik bequem von Tür zu Tür gehen.“
Bestätigt sich die Gallenstein-Diagnose, bespricht Prof. Dr. Zdichavsky die Option einer Gallenblasenentfernung und klärt über den Eingriff auf. Dann wird gegebenenfalls ein OP-Termin angesetzt. „In Notfällen, zum Beispiel wenn wir feststellen, dass die Gallenblase perforiert oder entzündlich ist, operieren wir sofort“, so Prof. Dr. Zdichavsky. Auch bei Notfallpatient/innen erfolgt der Eingriff meist minimalinvasiv.
Ist der Eingriff planbar, kommt die Patientin / der Patient am OP-Tag morgens in die Filderklinik. Wie bei den meisten chirurgischen Eingriffen gilt: Nüchtern erscheinen, die letzte Mahlzeit sollte am Abend zuvor eingenommen worden sein. Bestimmte Getränke wie stilles Wasser oder Tee sind allerdings bis zwei Stunden vor der Operation erlaubt.
Vor dem Eingriff findet noch ein Gespräch mit der Chirurgin / dem Chirurgen statt, bei dem die Gelegenheit besteht, letzte offene Fragen zu klären. Dann wird die Patientin / der Patient für die OP vorbereitet und erhält ein Narkosemittel. Dass die OP unter Vollnarkose erfolge, sei insbesondere für ältere Menschen mitunter ein Angstfaktor, so Prof. Dr. Zdichavsky. „Die heutigen Narkosemittel sind jedoch gut verträglich und werden genau nach Bedarf dosiert.“
Zu Beginn des Eingriffs setzt Prof. Dr. Zdichavsky drei bis vier Schnitte: am Bauchnabel, unterhalb des Brustbeins und am rechten Rückenbogen. Gerade mal fünf bis zehn Millimeter groß ist ein solcher Schnitt – groß genug, um die sogenannten Trokare in den Bauchraum einzubringen. Das sind hohle Stäbe, die während der OP als „Transportwege“ dienen.
Über den Trokar leitet der Operateur Kohlendioxid in den Bauchraum. Das Gas bläht den Bauchraum auf. So erhält man einen besseren Überblick über die Organe, schafft mehr Platz zum Operieren und minimiert die Verletzungsgefahr. Im zweiten Schritt wird das Laparoskop, das Operationsinstrument, eingeführt. Es ist mit einer Lichtquelle und einer Miniaturkamera ausgestattet. Die hochauflösenden Bilder aus dem Bauchraum werden vergrößert und auf einen Monitor im OP-Saal übertragen. „Dieses Jahr hat die Filderklinik ein neues, modernes 4K-Video-Laparoskopie-System angeschafft. Die Kamerabilder sind jetzt noch schärfer“, erzählt Prof. Dr. Zdichavsky.
Trotz Hightech kann es aber vorkommen, dass die Sichtbarkeit für einen minimalinvasiven Eingriff nicht ausreicht. Zum Beispiel wenn jemand starke Verwachsungen im Bauchraum hat, weil bereits früher viele offene Voroperationen durchgeführt wurden.
Wenn nichts gegen einen minimalinvasiven Eingriff spricht, führt die Chirurgin oder der Chirurg per Laparoskop feinste chirurgische Instrumente wie Zangen, Schere oder Sauger in die Bauchhöhle ein und trennt die Gallenblase ab: „Da die Gallenblase mit Bakterien belastet sein kann, verpacken wir das Organ sicher in einen kleinen Plastiksack, bevor wir es durch den kleinen Hautschnitt nach draußen ziehen.“
Nach circa dreißig Minuten ist der Eingriff vorbei. Ist die Gallenblase entzündet, kann sich die OP-Dauer verlängern, da dann noch vorsichtiger agiert werden muss.
„Hier in der Filderklinik achten wir besonders auf eine ruhige Atmosphäre auf der Station und möglichst wenig Betrieb in den Zimmern.“
Dr. Marty Zdichavsky
Wenn der Eingriff ohne Komplikationen verläuft, bleiben die Patienten in der Regel zwei bis drei Nächte stationär im Krankenhaus und werden mit Schmerzmittel versorgt. „Auch wenn ein minimalinvasiver Eingriff im Vergleich zur offenen OP viel schonender ist, bleibt es doch eine Operation, bei der Gewebetraumata entstehen. Das bedeutet, dass die kleinen Hautwunden nach dem Eingriff vorübergehend schmerzen können. Bei manchen kann auch das eingeführte Kohlendioxid nach der OP Schmerzen im Bauch, in der Schulter oder im Rücken auslösen. Diese klingen aber meist schnell ab“, so Prof. Dr. Zdichavsky.
Besonders wichtig, so die Ärztin, sei in den ersten Tagen nach der OP ausreichend Erholung. „Hier in der Filderklinik achten wir besonders auf eine ruhige Atmosphäre auf der Station und möglichst wenig Betrieb in den Zimmern.“ Daneben werden auch anthroposophische Therapieangebote gemacht, die die Regeneration fördern sollen.
Auch zuhause sollte man sich in der ersten Zeit schonen, in den zwei Wochen nach der OP auf Sport verzichten und keine schweren Gegenstände tragen. Prof. Dr. Zdichavsky empfiehlt außerdem, kurz nach der OP auf blähende Speisen zu verzichten. Auf Dauer sei eine spezielle Diät aber nicht notwendig: „Die Patientinnen und Patienten leben in der Regel ohne Einschränkungen weiter.“