Selbstheilungskräfte stärken, Symptome und Nebenwirkungen der Krebsbehandlung lindern
Neben anerkannten Behandlungsmethoden wie Chemo- oder Antihormontherapie, minimalinvasiver Chirurgie oder Bestrahlung, gibt es auch Maßnahmen aus der Integrativen Medizin, die an der Filderklinik bei einer Krebserkrankung zum Einsatz kommen. Doch worum handelt es sich genau und wie funktioniert das?
Diese Arzneimittel werden aus natürlichen Substanzen hergestellt und sind Arzneimittel im Sinne des Deutschen Arzneimittelgesetzes. Bei der Herstellung werden die Ausgangsstoffe durch verschiedene Extraktionsverfahren, Potenzier- und Wärmeprozesse so aufbereitet, dass sie sowohl für akute als auch für chronische Erkrankungen pharmazeutische Wirkung erlangen – auch bei Krebs. Zu den gängigsten natürlichen Arzneimitteln gehören pflanzliche Arzneimittel (Phytopharmaka), homöopathische Arzneimittel (Homöopathika) und anthroposophische Arzneimittel (Anthroposophika).
Misteltherapie
Die Misteltherapie ist eine der am häufigsten eingesetzten Maßnahmen der Integrativen Medizin, die Mistel eine der am besten erforschten Heilpflanzen. Die Wirkung beruht auf verschiedenen in der Mistel enthaltenen Stoffen, wie Viskotoxinen und Lektin, die tumorzellzerstörende und immunstimulierende Eigenschaften besitzen. In verschiedenen Studien konnte nachgewiesen werden, dass die Misteltherapie Nebenwirkungen wie Fatigue, Übelkeit oder Erbrechen lindert und zu einer besseren Verträglichkeit der Chemotherapie beitragen kann. Bei dieser langfristigen Therapie wird je nach Tumorstadium das Mistelpräparat über ein bis zwei Jahre zwei- bis dreimal wöchentlich unter die Haut gespritzt. Viele Patienten führen die leicht zu erlernenden Injektionen mit der Zeit selbst durch.
Andere natürliche Arzneimittel
Andere Arzneimittel eignen sich zur Begleittherapie bei Krebs. Bei Appetitlosigkeit zum Beispiel werden hier Medikamente auf der Basis von Bitterstoffen verordnet, die die Magenfunktion harmonisieren und die Verdauungsaktivität anregen. Bei vegetativer Unruhe helfen Zubereitungen aus Lavendel oder Hafer, bei einer durch die Chemotherapie gestörten Mundflora Präparate mit Salbei.
Wenn wir krank werden, reagiert unser Körper oft mit Fieber, also mit einer Erhöhung der Körpertemperatur, um die Krankheitserreger zu bekämpfen. Die Hyperthermie macht sich dieses Prinzip zunutze: Indem ein künstliches Fieber hervorgerufen wird, können blockierte Selbstheilungskräfte bei chronischen oder bösartigen Erkrankungen aktiviert werden. Die Hyperthermie ist besonders wirksam, wenn sie mit anderen Maßnahmen der Integrativen Medizin kombiniert wird. Als eines von wenigen Krankenhäusern in Deutschland setzen wir in der Krebsbehandlung zwei hyperthermische Verfahren ein:
Die Ganzkörper-Hyperthermie
Bei dieser Behandlung liegt der Patient in einem speziell entwickelten „Zelt“ und wird mit Infrarotstrahlen durchwärmt. Durch den hohen Anteil an Infrarot A wird die Wärme in einer Gewebetiefe absorbiert, in der das Blut die Temperatur im Körper weiterverteilt und gleichzeitig die Durchblutung in weniger durchbluteten Körperteilen fördert. Wir nutzen hier die Wärme als eines der ältesten Heilungsprinzipien, um das Immunsystem zu stimulieren und die Wirkung von Medikamenten zu verstärken. Die Ganzkörperhyperthermie dauert mehrere Stunden und besteht aus einer Aufwärmphase, einer Wärmestauphase und einer Phase, in der sich die Temperatur wieder normalisiert. Sie hat meist keine Nebenwirkungen und kann ambulant oder stationär durchgeführt werden.
Die regionale Tiefenhyperthermie
Sie wird eingesetzt bei lokalen Tumoren bzw. Metastasen oder Rezidiven. Dabei nutzen wir modulierte Radiokurzwellen, um eine kurzfristige Überwärmung des Krebsgewebes auf über 44°C zu erreichen und einen Hitzestau in dem Tumorgewebe zu verursachen. Diese führt zu Veränderungen im Gewebe, die die Krebszellen zerstören können und das Immunsystem unterstützen. Das gesunde Gewebe wird dabei nicht beeinflusst. Die Behandlung dauert zirka 40 bis 60 Minuten und hat meist keine Nebenwirkungen. In der Regel bedarf es insgesamt rund 25 Behandlungen, die im Abstand von zwei bis drei Tagen wiederholt werden und die sowohl ambulant, als auch stationär stattfinden können.
Psychoonkologie
Bei vielen Patienten führt der Schock einer Krebserkrankung auch zu einer psychischen Belastung. Seit den 1970er Jahren befasst sich daher auch die Psychologie mit der Behandlung von Krebs bzw. der Behandlung seiner seelischen Auswirkungen. Ziel dabei ist es, gemeinsam mit dem Patienten Strategien zur Bewältigung der Krankheit zu entwickeln und seine Kompetenz für deren Verarbeitung zu stärken. In der Filderklinik bieten wir daher Einzel- und Gruppengespräche an, um einen psychisch gesunden Umgang mit der Krebsdiagnose zu ermöglichen. Vertiefend kann auch die anthroposophische Biografiearbeit in Anspruch genommen werden, bei der Stellenwert und Bedeutung der Erkrankung innerhalb der eigenen Lebensentwicklung analysiert und bearbeitet wird.
Ernährungstherapie
Eine spezielle Krebsdiät gibt es, entgegen vieler Gerüchte, nicht. Dennoch hat die Ernährung einen Einfluss auf den Krankheitsverlauf, das haben wissenschaftliche Untersuchungen bestätigt. Der allgemeine Gesundheitszustand und der Behandlungserfolg können sich verbessern und auch das Rückfallrisiko verringert werden. Wichtig ist hier jedoch eine individuelle Betrachtung je nach Art des Tumors, nach Lebensalter und dem gesundheitlichen Gesamtzustand. Unsere Ernährungsexpertinnen und -experten erteilen kompetenten Rat bei allen Fragen rund um das Thema gesunde Ernährung sowie zu besonderen Ernährungsformen, die im Einzelfall sinnvoll sein können.
Äußere Anwendungen
Maßnahmen aus der anthroposophischen Pflege wie Wickel und Auflagen oder Rhythmische Einreibungen ergänzen die Krebsbehandlung und verbessern allgemeines Wohlbefinden und Lebensqualität. So helfen Schafgarben-Leberwickel zum Beispiel bei Erschöpfung und Appetitlosigkeit oder Lavendel-Bauchwickel bei Schlafstörungen und nervöser Unruhe. Rhythmische Einreibungen wiederum sprechen den Wärmeorganismus des gesamten Körpers an und unterstützen so die Selbstheilungskräfte.
Bewegungs-, Kunst- und Musiktherapie
Zu den Besonderheiten der Integrativen Medizin gehören auch die Heileurythmie und die Kunst- sowie die Musiktherapie. Die Arbeit mit Bewegungsabläufen, Tönen und Musikinstrumenten oder Farben und Formen beeinflussen dabei vegetative Vorgänge wie Organfunktionen in positiver Weise und führen durch ihren meditativen Charakter auch zu seelischer und geistiger Balance.