Die Integrative Medizin schaut nicht nur auf einzelne Organe, sondern auf den ganzen Menschen
Aus Sicht der anthroposophischen Medizin ist Krebs der Lebensprozess der Zellbildung, der am falschen Ort zur falschen Zeit stattfindet, nämlich vor allem in den Stoffwechselorganen (Magen, Darm, Niere, Leber) und weit jenseits der Embryonalphase, häufig sogar erst im Alter.
Das Besondere der anthroposophischen Onkologie ist, dass sie nicht die konventionelle Krebstherapie ersetzt, sondern diese um hilfreiche Maßnahmen ergänzt. Zugrunde liegt diesem Ansatz das so genannte anthroposophische Menschenbild, das verschiedene Eigenschaften und Lebensprozesse des Menschen in Bereiche einordnet: Den physischen Körper etwa, mit all seinen molekularen und biochemischen Funktionen, zu dem aber auch die Selbstheilungs- und Regenerationskräfte, die Seele und die persönliche Biografie hinzukommen, ohne die der Mensch nicht vollkommen, ohne die er kein Individuum wäre. Auch werden die einzelnen Funktionsbereiche des Körpers systematisiert, in das so genannte „Nerven-Sinnes-System“, also vor allem den neurologischen Bereich, in das metabolische „Stoffwechsel-Gliedmaßen-System“ sowie in das die beiden verbindende und harmonisierende „Rhythmische System“ (Herz, Atmung, Kreislauf).
Im Rahmen einer anthroposophisch-medizinischen Krebsbehandlung werden all diese Bereiche betrachtet und bei Bedarf mit therapeutischen Maßnahmen angesprochen – in Ergänzung zur konventionellen Krebstherapie, deren Wirkung sich in der Regel vor allem auf die Zerstörung/Entfernung von Tumorzellen und die Hemmung des Turmorwachstums erstreckt. So soll in der anthroposophischen Onkologie neben der Beseitigung des Karzinoms auch eine Stärkung des Allgemeinbefindens und des Immunsystems herbeigeführt werden. Denn ein seelisch ausgeglichener und geistig aktiver Patient in einem guten körperlichen Zustand hat wesentlich bessere Heilungsprognosen.
Neben der leitliniengerechten konventionellen Behandlung kommen hier Verfahren zum Einsatz, die eine individuell auf den Patienten zugeschnittene Krebstherapie möglich machen. Zum Beispiel durch pflanzliche Arzneimittel, vor allem aus der Mistel, oder durch äußere Anwendungen wie Wickel, Auflagen und Einreibungen oder das Hyperthermieverfahren. Auch Bewegungs- und künstlerische Therapien tragen dazu bei, dass Begleitsymptome wie Stress, Ängste, Depressionen oder das besonders häufige Fatigue-Syndrom (Erschöpfung und Müdigkeit) gelindert werden. Immer mehr Studien zeigen zudem, dass sich eine Besserung der Lebensqualität auch positiv auf das Überleben auswirkt.