Manchmal braucht es ein wenig Geduld, Unterstützung und Übung, bis das Stillen für Mutter und Kind gut funktioniert.
Stillen gehört zu den natürlichsten Dingen im Leben. In der Filderklinik stehen erfahrene Expertinnen und Experten den Müttern dabei mit Rat und Tat zur Seite. Ein Interview mit Susanne Wolf, Hebamme und Gruppenleitung der Pflegegruppe für Mutter und Kind in der Filderklinik.
Frau Wolf, wann und wie beginnt man idealerweise mit dem Stillen? Nach der Geburt legen wir hier in der Filderklinik großen Wert darauf, dass die Mutter ihr neugeborenes Kind selbst aktiv zu sich auf die Brust nimmt, damit beide im direkten Hautkontakt (Bonding) zueinander finden können. Auch nach einem Kaiserschnitt bekommt die Mutter das Kind direkt auf die Brust. In den ersten zwei Stunden unterstützen wir beide beim ersten Anlegen. Damit wird der Grundstein für die Stillbeziehung gelegt. Für das gegenseitige Kennenlernen und auch für den Stillstart legen wir besonderen Wert darauf, dass die Mütter bei uns Tag und Nacht mit Ihrem Kind zusammen sind (24-Stunden-Rooming-in) – möglichst in direktem Hautkontakt. Bewusst verzichten wir hier auf ein frühes Anziehen des Kindes, da durch den direkten Hautkontakt (nackte Haut auf nackte Haut) bei beiden u.a. Oxytocin ausgeschüttet wird. Oxytocin ist unser Liebes-und Bindungshormon und hat auch für das Stillen eine enorme Bedeutung. So können die Babys von Anfang an nach Bedarf gestillt werden. Auch bei Frühgeborenen bemühen wir uns darum, dass die Mutter ihr Kind stillen kann.
Und wer unterstützt in der Filderklinik Mutter und Kind beim Stillen? Wir legen großen Wert auf Mitarbeiterschulungen. Im Kreißsaal wie auch auf der Wochenbettstation und der Neonatologie steht unser Personal immer für Fragen zur Verfügung und kann vielfältig unterstützen. Dabei arbeiten wir in einem multiprofessionellen Team miteinander – Hebammen, Kinderkrankenpflege und Krankenpflege. Auch unsere Kinderärzt/innen und Gynäkolog/innen sind in der Stillanleitung geschult. Zusätzlich haben wir IBCLC-Berater/innen (International Board Certified Lactational Consultant) im Haus.
„Seit September 2003 sind wir von der WHO/UNICEF-Initiative als babyfreundliche Klinik ausgezeichnet.“
Susanne Wolf, Hebamme
Wenn Frauen nicht stillen möchten oder können, begleiten wir sie auch auf diesem Weg.
Wie fördern Sie das Stillen? Durch das frühe Anlegen im Kreißsaal wird die Milchbildung angeregt. Brustmassage, Entleeren von Muttermilch mit der Hand, Überprüfen der Anlegehäufigkeit, sowie die Gabe anthroposophischer und homöopathischer Medikamente sind nur einige unserer Möglichkeiten, um den Milchfluss zu unterstützen. Auch die Einbindung der Väter ist eine wichtige Förderung der Stillbeziehung und hat auch Einfluss auf deren Dauer: Eine aktuelle Studie aus Italien hat bestätigt, dass Frauen länger stillen, wenn auch die Partner mehr über das Stillen wissen und das Stillen befürworten und unterstützen. Liegt eine medizinische Indikation zur Zufütterung vor, besteht in der Filderklinik die Möglichkeit, Stutenmilch ergänzend zur Muttermilch zu geben
Was ist das Besondere an der Stillförderung in der Filderklinik? Bei der Stillförderung orientieren wir uns an den B.E.St.®-Kriterien für eine Babyfreundliche Kinderklinik. B.E.St. heißt Bindung-Entwicklung-Stillen. Wir verwenden zusätzlich spezielle anthroposophische Medikamente und erweitern die Pflege durch Rhythmische Einreibungen und äußere Anwendungen.
Stillen will gelernt sein. Wie unterstützen Sie Mutter und Kind bei diesem Lernprozess? Wir begleiten und unterstützen Mutter und Kind von Geburt an und stärken sie in ihrer Eigenkompetenz. Falls es Hilfestellung braucht, ermöglichen wir allen Neugeborenen, die Erstmilch/das Kolostrum zu bekommen. Dazu leiten wir die Mutter an, wie sie die Brust von Hand entleeren kann, damit sie ihrem Kind das kostbare Kolostrum geben kann. Das Baby bekommt diese erste Milch dann mit einer alternativen Fütterungsmethode, z.B. mit dem Becher oder einem Löffel. Wir verzichten dabei bewusst auf Flaschensauger, um eine Irritation des Kindes zu vermeiden.
Empfehlen Sie einen Stillrhythmus? Mutter und Kind dürfen gemeinsam ihren Rhythmus finden. In den ersten Stunden und Tagen empfehlen wir den Müttern, ihre Babys häufig zu stillen, in der Regel sind das mindestens acht bis zwölf Stillmahlzeiten pro Tag - gerne auch öfter.
Unterstützen Sie die Mütter auch nach der Entlassung, wenn es Probleme beim Stillen gibt? Ja. Bei Entlassung bekommen die Mütter eine Liste ausgehändigt mit weiteren Beratungsangeboten zum Stillen in der Region. In der Filderklinik bieten wir eine telefonische Stillberatung an und wenn es die Kapazität zulässt, auch ambulante Stillberatungen.