"Ich helfe beim Ankommen" Fokus: Frühgeburt

Sie klingen fast wie aus einer anderen Welt, die Töne, die Miriam Kaiml ihrer Kinderharfe entlockt. Dazu summt sie die pentatonische Melodie leise mit. Diese sphärische Fünftonmusik steht in deutlichem Kontrast zum Ambiente, in dem sich die Musiktherapeutin befindet: Sie sitzt neben einem Brutkasten, über dem ein Monitor permanent die Vitalfunktionen des darin liegenden, verkabelten Frühgeborenen abbildet. Das Kind in seiner medizinischen High-Tech-Behausung liegt auf der Neugeborenen-Intensivstation der Filderklinik. Doch was hat eine Harfe an einem Ort wie diesem zu suchen? „Ich helfe beim Ankommen“, sagt Miriam Kaiml, „die Musik ist ein Tor zum Innersten des Menschen. Sie kann Gefühle von Geborgenheit und Sicherheit, innerer Ruhe und Vertrauen vermitteln und einen Schutzraum schenken. Genau das, was ein zu früh geborener Säugling braucht.“ Tatsächlich scheint das in der Pentatonik dominierende Intervall, die Quinte, einen besonderen Zugang zur menschlichen Seele zu haben. Sogar in der Rockmusik ist es sehr populär, als so genannter „Power Chord“.

„Musik kann Ruhe und Vertrauen vermitteln und einen Schutzraum schenken.“
Kaiml

Miriam Kaiml, Musiktherapeutin

„Die Musiktherapie ist eine von vielen Maßnahmen der Integrativen Medizin, die wir hier anbieten“, berichtet Dr. med. Jan Vagedes, der leitende Arzt für Kinder- und Jugendmedizin. „Wir nutzen selbstverständlich alle bewährten Behandlungsmöglichkeiten der Schulmedizin, wie jedes andere Krankenhaus auch. Wir erweitern diese jedoch um spezielle Therapien, die die Regenerationskräfte des Organismus aktivieren und die besondere Situation unserer Neugeborenen einbeziehen.“ Dazu gehören neben den künstlerischen Therapien auch Medikamente aus der Naturheilkunde (etwa pflanzliche oder anthroposophische Arzneimittel) und pflegerische Maßnahmen, die eine besondere Zuwendung auszeichnet und die so ebenfalls zur Gesundung beitragen.

„Wir erweitern die bewährte Behandlung um Maßnahmen, die die Regenerationskräfte des Organismus aktivieren.“
Vagedes

 Dr. med. Jan Vagedes, Kinderarzt

Ein weiteres Merkmal der Station ist die ruhige Atmosphäre: Kein hektisches Türenschlagen, keine Zurufe auf den Fluren, kein Gerenne der Pflegenden auf dem dunkelroten Linoleumboden. Die Türen werden sanft geschlossen, das Licht ist angenehm warm und weich, gesprochen wird mit gedämpfter Stimme – und die Pflegenden wenden sich mit einem Lächeln im Gesicht den kleinen Patient/innen zu. „Wichtig für unsere Arbeit ist unsere kleine Einheit“, erzählt Silke Besemer, die Stationsleiterin, „weil eine kleine Einheit mit deutlich größerer Ruhe verbunden ist! Ein Frühgeborenes ist nämlich ganz offen für Sinneseindrücke. Deshalb sollte es keinesfalls in seiner Umgebung zu laut, zu grell, zu kalt zugehen!“ Das Ziel der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der „Neo“ ist es, einem Frühgeborenen die Möglichkeit zu geben, sich außerhalb des Mutterleibes genauso zu entwickeln wie im Inneren.

„Individuelle Zuwendung für die kleinen Patienten ist unser Anspruch.“

Beate Hering, Pflegerin

Deshalb werden die Kinder nach ihren individuellen Bedürfnissen betreut – und nicht nach Zeitfenstern. „Die Filderklinik gibt uns die Chance, diese Zuwendung sehr individuell zu gestalten“, sagt Pflegerin Beate Hering. „Dass ich so lange hier bin, zeigt, dass ich schätzen gelernt habe, was hier in unserem Hause alles geleistet wird.“ Die Fachkräfte der Neo arbeiten viel mit äußeren Anwendungen wie Einreibungen mit verschiedenen Ölen, sie stärken die Empfindungen durch Berührungen. Wärme, behutsame Stimulation und Bewegung spielen bei der Pflege ebenfalls eine wichtige Rolle.

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Ansprechpartner

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Chefarzt

Dr. med.  Hauke  Schütt

Fon 0711. 7703-2875

Fax 0711. 7703-2890

Weitere Informationen zu Schwangerschaft und Geburt finden Sie in unserer Abteilung
Geburtshilfe mit Neugeborenen-Intensivstation

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