Ein individuell abgestimmtes, gutes Ernährungskonzept verbessert die Lebensqualität von Krebspatienten
Viele neue wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen, dass die Ernährung einen wesentlich größeren Einfluss auf Krebsentstehung und den Krankheitsverlauf hat als früher angenommen. In der Filderklinik beraten speziell ausgebildete Ernährungsberaterinnen über alle Fragen, die mit einer gesunden Ernährung zusammenhängen sowie über Kostformen, die bei Krebs besonders günstig sind. So kann die Ernährung zum Beispiel helfen, besser mit eventuell auftretenden Nebenwirkungen der Krebstherapie zurechtzukommen. Diätassistentin Sabine Koch gibt Tipps.
Die Mahlzeiten sollten eher aroma-arm sein. Stark duftende Speisen mit Gewürzen sowie salzige, süße und fettige Speisen verstärken bei vielen Menschen die Übelkeit. Denn sie sind schlecht verträglich. Wenn es möglich ist, dann sollten die Patient/innen nicht selbst kochen. Denn der intensive Geruch nach Essen kann die Übelkeit noch verstärken. Nach dem Kochen und Essen sollte die Wohnung gut gelüftet werden, damit sich der Essensgeruch nicht festsetzt und das Unwohlsein verstärkt. Ätherische Öle wie Lavendel oder Anis erfrischen den Raum und helfen zusätzlich gegen die Übelkeit.
Gut geeignet bei Übelkeit sind dünne Suppen, Gemüsebrühe sowie Getreidebreie. Dafür kann man Haferflocken, geschrotete Hirse oder Hirseflocken, Gerstenflocken oder geschrotete Gerste verwenden. Leichte Speisen wie Müsli, Obstsalat oder Kompott werden von unseren Patient/innen auch gut vertragen. Damit der Geruch nicht noch die Übelkeit verstärkt, kann man die Speisen etwas abkühlen lassen.
Besonders wichtig ist die Flüssigkeitszufuhr. Durch häufiges Erbrechen verliert der Körper viel Flüssigkeit. Dieser Verlust kann Kreislaufbeschwerden, Schwindel und weitere Übelkeit hervorrufen. Ich empfehle meinen Patienten, Teezubereitungen aus Ingwer, Fenchel, Kamille, Melisse oder Pfefferminze zu trinken. In kleinen Schlucken getrunken können die Tees die Beschwerden lindern. Nach dem Erbrechen hilft Mundhygiene, damit man sich etwas besser fühlt. Auch frische Luft hilft. Wann immer man sich gut genug fühlt, kann man einen leichten Spaziergang machen. Vielen Betroffenen hilft es auch, Salbei- oder Ingwerbonbons zu lutschen
Bittertees aus Scharfgarbe, Wermut oder Tausendgüldenkraut wirken, schluckweise getrunken, appetitanregend. Eine halbe Tasse reicht oft schon aus. Wer den bitteren Geschmack nicht mag, kann es auch mit milchsauren Getränken wie Brottrunk oder milchsauren Gemüsesäften probieren. Betroffene sollten versuchen, nicht alleine zu essen. Denn die Ablenkung durch ein Gespräch kann helfen. Wenn das mal nicht möglich ist, kann man sich durch Musik oder fernsehen beim Essen ablenken. Mehrere kleinere Mahlzeiten am Tag belasten den Verdauungstrakt zudem weniger als drei große. Vergessen darf man auch nicht, dass das Auge mitisst. Den Tisch also schön zu decken und die Speisen appetitlich anzurichten, ist ein guter Tipp.
Indischer Flohsamen und Leinsamen können mit ein wenig Wasser eingenommen werden. Sie quellen im Darm, binden so Wasser und dicken den Stuhl ein. Über herzhafte Speisen kann man etwas Muskatnuss reiben. Muskatnuss verlangsamt den Abtransport der Speisen aus dem Magen in den Darm.
Um den Durchfall zu lindern, sind stopfende Lebensmittel wie Bananen, Rosinen, getrocknete Heidelbeeren, Kakao oder dunkle Schokolade gut geeignet. Die Trockenfrüchte aber bitte nur mit wenig Wasser essen; sonst wirken sie abführend. Auch der Verzehr von Reiswaffeln, Salzstangen, Haferschleim, gekochten Kartoffeln oder Karotten sowie fein geriebener Apfel helfen, Durchfall zu stoppen.
Milch, Kaffee, Alkohol und Zuckeraustauschstoffe wie Süßstoff verstärken die Symptome und reizen den Magen-Darm-Trakt. Das gilt auch für kalte Getränke.
Schwarz- und Grüntee wirken Durchfällen entgegen. Ein Tee aus Ingwer beruhigt die Schleimhaut von Magen und Darm. Zudem hilft der Ingwertee gegen Übelkeit. Bei akutem Durchfall kann man sich zudem zuhause eine Elektrolytlösung zubereiten. Dafür gibt man in einen halben Liter Wasser einen halben Teelöffel Salz und fünf Teelöffel Traubenzucker. Abschmecken kann man die Mischung dann mit etwas Fruchtsaft.
Wenn möglich, sollten sich die Patienten nach jeder Mahlzeit die Zähne putzen. Ich rate, eine Zahnbürste mit weichen Borsten und eine milde Zahncreme ohne Menthol oder für Kinder zu verwenden. Mundspülungen mit kaltem Salbei- oder Ringelblumentee wirken entzündungshemmend und antibakteriell.
Viel trinken verhindert ein Austrocken der Schleimhäute. Viele Patienten erzählen, dass ihnen auch das Lutschen von Eiswürfeln hilft. Zudem gibt es Speichelersatzflüssigkeit in Apotheken.
Um die vorgeschädigte Schleimhaut nicht noch mehr zu reizen und Schmerzen zu verstärken, meidet man besser saure, scharfe, sehr kalte und heiße Speisen. Alkohol und Rauchen reizen die Schleimhäute zusätzlich und verzögen den Heilungsprozess.